Die Entwicklung von Pfeifenorgeln hat zu Instrumenten geführt, welche einen phantastischen Klang mit grosser Vielfalt entwickeln und zur Grundlage einer sehr reichhaltigen Orgeltradition geworden sind. Eine echte Pfeifenorgel mag immer noch als das non plus ultra gelten, jedoch ist sie angesichts der hohen Kosten für Anschaffung und Unterhalt nicht überall einsetzbar, und manchmal fehlt allein schon der nötige Platz.
Aus solchen Gründen entstand schon vor Jahrzehnten das Bedürfnis, den Klang von Pfeifenorgeln mit Hilfe von weitaus kostengünstigerer und kompakterer Elektronik anzunähern. Hierbei wird der Klang von Lautsprechern anstatt von Pfeifen abgestrahlt, wobei je nach Instrument sehr unterschiedliche Prinzipien für die Erzeugung der elektrischen Signale angewandt werden. Diese werden im Folgenden beschrieben, wobei wir uns gänzlich auf Sakralorgeln beschränken, die Pfeifenorgeln simulieren. (Wir schliessen somit z. B. Hammond-Orgeln aus unserer Diskussion aus.) Es sei vorweggenommen, dass die meisten elektronischen Sakralorgeln heutzutage Sampling-Orgeln sind, wie im übernächsten Abschnitt beschrieben.
Das ursprünglich entwickelte Konzept basierte auf einer rein synthetischen Klangerzeugung mit analoger Elektronik: Schwingkreise erzeugen elektrische Wellenformen, welche bei Bedarf mit Filtern weiter bearbeitet werden, um das Obertonspektrum von Pfeifen anzunähern. Heutzutage wird hierfür in der Regel Digitaltechnik eingesetzt, welche ein besseres Verhältnis von Resultat und Aufwand ermöglicht.
Es genügt freilich nicht, allein das Obertonspektrum im eingeschwungenen Zustand zu erreichen; der Einschwingvorgang direkt nach dem Betätigen einer Taste ist für die Klangwahrnehmung ebenfalls sehr wichtig. Es ist technisch durchaus möglich, jedoch sehr aufwändig, die Einschwingvorgänge von Pfeifen naturgetreu zu simulieren. Dies muss natürlich für jedes Orgelregister separat optimiert werden, und innerhalb jedes Registers hängt das Verhalten stark von der Tonhöhe ab. Zusätzlich sind diverse andere Umstände zu berücksichtigen. Beispielsweise setzt ein realistisches Klangbild bei der Kombination mehrerer Orgelregister voraus, dass die leichten Verstimmungen einzelner Pfeifen nachgebildet werden.
Wegen dieser Schwierigkeiten kann eine (analoge oder digitale) Synthesizer-Orgel nur dann einen guten Klang bieten, wenn das natürliche Verhalten der Pfeifen sehr sorgfältig analysiert und nachgebildet wird. Dies ist nur mit entsprechend hohem technischem Aufwand möglich.
Ein völlig anderes Prinzip liegt der Klangerzeugung in Sampling-Orgeln zugrunde. Anstatt den Klang synthetisch nachzubilden, verwendet man Klangaufnahmen von echten Pfeifenorgeln, die die Orgel dann in leicht nachbearbeiteter Form abspielt. Hierdurch wird insbesondere das komplexe Einschwingverhalten der Pfeifen aller Register direkt reproduziert. Wird eine Taste gedrückt und gehalten, gibt die Orgel zunächst das Einschwingen wieder und dann den Dauerton, für den ein Sample solange nötig repetiert wird. Das Ausschwingen beim Loslassen der Tasten kann ebenfalls leicht reproduziert werden. Die Qualität des wiedergegebenen Klangs hängt nun nicht mehr von einer genauen Analyse und Simulation des Pfeifenverhaltens ab, sondern vielmehr von der Qualität der verwendeten Samples, also der aufgenommenen Pfeifenorgeln, sowie natürlich auch von der Lautsprecheranlage.
Gute Sampling-Orgeln verwenden ein Sample für jede Orgelpfeife, anstatt z. B. nur die Aufnahme eines Samples pro Register auf verschiedene Tonhöhen zu transponieren. Eine sanfte Nachbearbeitung des Klangs durch einstellbares Filtern und Abschwächen gibt zusätzlich die Möglichkeit, den Klang den örtlichen Gegebenheiten und den eigenen Vorstellungen anzupassen. So ist es (wie auch bei Synthesizer-Orgeln) beispielsweise möglich, bestimmte Register etwas lauter, leiser oder schärfer erklingen zu lassen. Manche Orgeln bieten gar eine Auswahl verschiedener Samples (von verschiedenen Pfeifenorgeln aufgenommen) für jedes Register.
Da praktisch alle Sampling-Orgeln weitgehend auf digitaler (anstatt analoger) Elektronik basieren, spricht man oft auch von Digital Orgeln – wobei angemerkt sei, dass auch Synthesizer-Orgeln heute Digitaltechnik einsetzen.
Es ist auch möglich, eine neue oder alte Pfeifenorgel mit zusätzlichen elektronischen Registern zu erweitern. Solche Kombinations-Orgeln werden in aller Regel individuell geplant und realisiert. Das Resultat kann ein sehr leistungsfähiges Instrument sein, welches einen schönen Orgelprospekt aufweist, während die erweiterte Zahl der Register umfassendere musikalische Möglichkeiten als mit den Pfeifen allein bietet. Für den Zuhörer mag es schwer sein festzustellen, welche der Register elektronisch (z. B. mit dem Sampling-Prinzip) bereitgestellt werden.
Eine echte grosse Pfeifenorgel hoher Qualität mag jede elektronische Orgel übertreffen. Jedoch ist die Lage eine andere, wenn die finanziellen Resourcen und/oder der zur Verfügung stehende Platz begrenzt sind:
Für Hobbyisten spielt zusätzlich der geringe Platzbedarf einer elektronischen Orgel eine grosse Rolle. Ferner kann eine elektronische Orgel mit relativ geringem Aufwand transportiert werden, was den Einsatz von kurzfristig zu mietenden Instrumenten möglich macht. Der Umzug einer Pfeifenorgel wäre ein grösseres Unternehmen …
Für den Einsatz in Kirchen mag eine Kombinations-Orgel wie oben beschrieben die beste Wahl sein, da sie eine ansprechende Optik mit einem sehr vielseitigen Klang verbindet und gleichzeitig zu moderatem Preis realisierbar ist.
Das Klassik Orgelhaus Schärz bietet all diese Möglichkeiten an. Wir freuen uns, Ihre Bedürfnisse genau zu besprechen und eine optimale Lösung für Sie zu finden!